Umweltzahnmedizin
Die Umweltzahnmedizin ist ein interdisziplinärer Ansatz in der Zahnmedizin, der sich mit Wechselwirkungen zwischen oralen Erkrankungen, Zahnersatz- und Füllungsmaterialien und der allgemeinen Gesundheit befasst. Der Mund wird als Teil des gesamten Organismus gesehen- was in der klassischen Zahnmedizin häufig zu kurz kommt. Wir sprechen, schmecken, essen, atmen mit dem Mund, er ist oberster Teil des Verdauungstraktes und spielt eine zentrale Rolle im Immunsystem, da er die erste Barriere gegen Krankheitserreger bildet. Hier herrscht im gesunden Fall ein funktionstüchtiges und schier beeindruckendes Zusammenspiel aus Speichel, Mundschleimhaut und Mundflora (orales Mikrobiom).
Kritische Inhaltsstoffe aus zahnmedizinischen Materialien und Pflegeprodukten, Unverträglichkeitsreaktionen auf selbige, ein Ungleichgewicht in der Mundflora, chronische Entzündungen wie Parodontitis oder gegen tote oder wurzelbehandelte Zähne, haben also Auswirkungen auf den gesamten Körper.
Das Ziel der Umweltzahnmedizin ist es, eine möglichst nebenwirkungsfreie, verträgliche und nachhaltige Zahnmedizin zu ermöglichen, für vorbelastete und chronisch kranke Patienten, aber auch für gesunde Patienten zur Prävention.
Beispiele für umweltzahnmedizinische Prävention
- Beratung zu Pflegeprodukten, um kritische Inhaltsstoffe zu vermeiden
- professionelle Zahnreinigung mit ausgewählten Produkten ohne kritische Inhaltsstoffe
- weichmacherfreie Versiegelungen bei Kindern
- Entfernung von Amalgamfüllungen unter Schutzmaßnahmen
- metallfreier Zahnersatz
Beispiele für umweltzahnmedizinische Labortests
- Multielementanalyse im Speichel zum Messen der Belastung durch Zahnersatz/ Füllungen
Dies kann zum Nachweis bei bekannter Sensibilisierung auf ein bestimmtes Metall genutzt werden, aber auch bei Verdacht auf eine toxische Belastung durch Zahnersatz/ Füllungsmaterialien
- LTT (Lymphozytentransformationstest) und BAT (Basophilen- Aggregationstest) zum Testen bestehender Sensibilisierungen gegen Zahnersatzmaterialien und Füllungen
Diese Tests sind sinnvoll bei Verdacht auf eine Sensibilisierung auf die vorhandenen Materialien und zur Abklärung bei Planung einer neuen Versorgung insbesondere bei sensiblen Patienten
- Effektorzelltypisierung auf Mercaptane und Thioether bei fraglich entzündungsfreiem, wurzelbehandeltem Zahn
Diese toxischen Substanzen können als Zerfallsprodukte bei marktoten oder nicht erfolgreich wurzelbehandelten Zähnen entstehen. Ein positiver Befund spricht sowohl für eine akute oder anhaltende Belastung, als auch für eine Sensiibilisierung, also Unverträglichkeit
- Titanstimulationstest und Test zur genetischen Entzündungsneigung bei Verdacht auf überschießende Immunreaktion auf Titan
Mit dem Befund kann eine Entscheidung über das Material (Keramik oder Titan) für ein Implantat vereinfacht werden. Bei einer nicht erfolgreichen Behandlung einer chronischen Entzündung um ein Titanimplantat herum kann ein anderer Ansatz gefunden werden. Bei chronisch Kranken kann hiermit ein Einfluss von Titan auf ihren Gesamtzustand ermittelt werden
- Thiol- Status zum Messen der eigenen Entgiftungskapazität
Bei chronisch Kranken, aber auch zur Vermeidung einer Überlastung der eigenen Entgiftungskapazitäten, ist dieser Test sinnvoll, z.B. vor Amalgamsanierung. Bei unzureichender Kapazität kann diese vor der weiteren Behandlung erst einmal aufgebaut und die Behandlung kleinschrittiger unternommen werden
- Vitamin D3 Test
Beteiligt an diversen Stoffwechselvorgängen im Körper, spielt Vitamin D3 eine große Rolle im Knochenstoffwechsel. Insbesondere bei der Behandlung der chronischen Entzündungskrankheit Parodontitis, aber auch für eine erfolgreiche Heilung nach Zahnentfernung und Einheilung eines Knochenaufbaus oder Implantates ist eine ausreichende Versorgung mit diesem Hormon wichtig. Eine Testung vermeidet hier sowohl Unter- als auch Überversorgung, wir berechnen Ihnen gerne daraus konkrete Empfehlungen für Ihre individuelle Auffüll- und Erhaltungsdosis.
Umweltzahnmedizinische Beratungen, Sichtung und Einbeziehung von Unterlagen ärztlicher Kollegen und Labortestungen gehen weit über die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen hinaus und werden nach Vereinbarung über die Gebührenordnung für Zahnärzte und Ärzte (GOZ/GOÄ) abgerechnet.